PATZer inklusive
die Patientenzeitung des Hegau-Jugendwerk stellt sich vor.

(erschienen im Heft 2001/1 der Mitarbeiterzeitung des Gesundheitsverbunds Hegau)

"Patientenzeitungen gab es schon viele in der Geschichte des Hegau-Jugendwerks", erinnert sich Dieter Klarmann, Sozialpädagoge der ersten Stunde. "Sie kamen und gingen wie die Patienten, die sich dafür engagierten". Konzipiert waren sie wie Schülerzeitungen. Interessierte Schüler bilden eine Redaktion, verfassen Beiträge, entwerfen das Layout und kümmern sich um Druck und Verteilung.
Im Hegau-Jugendwerk führte dies dazu, dass die Patientenzeitung jeweils mit der Entlassung des Patienten verschwand, der sie ins Leben gerufen hatte. Zudem gerieten die Zeitungen auch inhaltlich zu "One-Man-Shows" unter dem Tenor: "Mein Unfall". Dies war auch einleuchtend, fehlte doch bei kürzer werdenden Reha-Aufenthalten und ständigem Wechsel die Möglichkeit zum Aufbau tragfähiger Strukturen und eingespielter Teams.
KrankenhausschullehrerInnen, Sozialpädagoginnen und Berufstherapeuten reagierten 1996 auf diese Beobachtung mit der Gründung der PATZ. Die logistischen Strukturen der neuen Patientenzeitung sollten von einem interdisziplinären Mitarbeiterteam bereitgestellt werden, der Kontinuität wegen. Die Beiträge sollten von den Patienten in Schule, Therapie und Freizeit verfasst und eingereicht werden. Jede Art von Beitrag sollte möglich sein, von einfachen Berichten über Bilder bis hin zu Sprüchen oder guten, anderswo gefundenen Beiträgen. Auch sollten die therapeutischen Bereiche die PATZ nutzen können als Forum für Bekanntmachungen, seien es Infos über das Internet-Cafe oder die nächste Disko im Freizeithaus. Jeder Beitrag wurde gleich wichtig genommen. Wenn ein stark eingeschränkter Patient nur wenige Worte über einen Ausflug nach Zürich beisteuerte, so war dies genauso wertvoll wie eine zweiseitige Erörterung über die Strukturen des Universums.
Da die PATZ sich als ideales Medium zur Präsentation von schulischen/therapeutischen Arbeiten herausstellte, wurde sie auch als Motivationshilfe immer wichtiger. Sich für die Ablage im Deutschheft abzumühen ist eben doch wesentlich weniger motivierend als sich für die Veröffentlichung in der PATZ anzustrengen. LehrerInnen und Sozialpädagogen erleben immer wieder wahre Wunder, wenn sie sehen, was in einem Patient an Leistungsbereitschaft und -vermögen schon verfügbar ist, wenn die Motivation stimmt. Ein positives Feedback der Leserschaft stärkt zudem ungemein ein möglicherweise durch die Unfallfolgen beschädigtes Selbstwertgefühl.
Inzwischen gibt es die PATZ schon fast fünf Jahre. Sie erscheint viermal im Jahr. Neben therapeutischem Motivationsinstrument ist sie ein Kaleidoskop der unterschiedlichsten Themen und Stimmungen geworden und man erkennt, dass im Hegau-Jugendwerk eben auch das ganz normale Leben der Jugend von heute stattfindet. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Hegau-Jugendwerk GmbH Dr. Heinz Muschel, seit Jahren aufmerksamer PATZ-Leser, schrieb jüngst an die Redaktion der PATZ: "... Es gefällt mir sehr gut, wie jede Rehabilitandin und jeder Rehabilitand darin zu Wort kommen kann, ganz nach Lust und Laune. Dem oder der einen ist es, weil gerade verliebt oder verlassen, danach zu Mute, über die Gefühle zu schreiben, die ihn beseelen. Andere geben ihren Mitbewohnern - aus leidvoller Erfahrung - gute Ratschläge: Nie Alkohol am Steuer - oder sie schreiben über ihre sich wandelnden Eindrücke vom Jugendwerk während des Reha-Aufenthaltes. Auch Erfahrungen nach der Rückkehr aus der Reha ins Alltagsleben kommen rüber, um nur einiges zu nennen. Bei allem, was ich lese, spüre ich, dass die Schreibenden mit dem Herzen dabei sind. Darüber freue ich mich besonders. ..."
Und noch eine Stück Pionierarbeit hat sich die PATZ vorgenommen. Sie will möglichst lange den Kontakt zu ehemaligen RehabilitandInnen halten. Daher kann die PATZ von diesen wie von Mitarbeitern abonniert werden (4 Ausgaben + Versand für 10 DM - ein wahrhaft symbolischer Preis!). Wir halten es für wichtig, die Lebenssituation nach der Entlassung aus der Sicht gleichaltriger Betroffener zu thematisieren. Bei dem Versuch, einen gangbaren Weg in eine neue Zukunft zu finden, können die Erfahrungen der schon Losgegangenen nur hilfreich sein. Auch lassen sich so leichter Kontakte über den Reha-Aufenthalt hinaus knüpfen und vielleicht ist die PATZ einmal das Organ der jugendlichen Schädelhirnverletzten in Deutschland. Wer aber kann das jetzt schon wissen.
Sind Sie neugierig geworden oder haben Fragen ?: patz@hegau-jugendwerk.de

Jörg Rinninsland, Wilhelm-Bläsig-Schule im Hegau-Jugendwerk






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