Das Baumkronen-Projekt 

  

Am Dienstag, den 15.11.2005  wurden in einer alten Linde an der Einfahrt zum Reiterhof Lochmühle unweit des Hegau-Jugendwerks 20 von Rehabilitanden bemalte Holzstangen in die Baumkrone gehängt. In einer Art Kranz wirkten die Stangen wie eine Fassung für die Baumkrone, so wie bei einem Ring die Fassung den Edelstein trägt. Dies alles wurde ausschließlich mit Schnüren gemacht, so dass dem Baum keinerlei Schaden nahm. Geplant und durchgeführt wurde dieses Kunstprojekt von dem Sonderschullehrer und Kunsttherapeuten Jörg Rinninsland, der in der Kunstwerkstatt der Krankenhausschule unterrichtet. Seit Frühjahr 2005 waren dort Rehabilitanden dabei, die bis zu 4 Meter langen Stangen mit Acrylfarben zu gestalten. Finanziell wurde das Projekt vom Förderverein des Hegau-Jugendwerks unterstützt.

   

 Die bunten Stangen wurden bewusst in der grauen Jahreszeit angebracht, in der sie einen starken Kontrast zur Umgebung boten. Dies um so mehr, als der Baum kein Laub trägt und den Blick auf die Stangen ungehindert zulässt. Die Installation wurde genau 365 Tage später wieder entfernt. So erlebten die Stangen der Rehabilitanden alle 4 Jahreszeiten. Im Frühjahr wuchsen sie zu, im Sommer waren kaum zu sehen und im Herbst wurden sie langsam wieder sichtbar .

    

Die auf diese Weise geehrte Linde an der Einfahrt zur Lochmühle besitzt für die Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks immer wieder eine große Bedeutung. Sie ist oft das erste Ziel außerhalb einer Klinik seit dem Unfall, welches die Rehabilitanden wieder aus eigener Kraft erreichen können. Mühsam lernen Rehabilitanden wieder das Laufen, lassen den Rollstuhl hinter sich, bewegen sich mit Rollator oder Stützen erst im Klinikgelände und bei wachsender Kraft und Sicherheit auch auf zunächst kleinen Strecken außerhalb des Hegau-Jugendwerks. Die Linde mit der Bank ist ohne Steigungen erreichbar und in einer Entfernung, die für manche leichter machbar, für andere aber eine wirkliche Leistung darstellt. Die Bank unter dem Baum ist wichtig zur Stärkung für den Rückweg. Für manche Rehabilitanden ist dieser Baum mit sehr warmen und lebendigen Gefühlen belegt, wenn sie in späteren Jahren auf Besuch im Hegau-Jugendwerks sind. Es war, wie sie dann erzählen, ihr erstes Ziel in der wirklichen Welt.

  






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