Die Tage der 100 Gesichter  / Wanderausstellung Gesichterpaare

Im Frühjahr 1999 erlebte das Hegau-Jugendwerk die "Tage der 100 Gesichter". An den Laternen des weitläufigen Klinik-Geländes hingen in wasserdichten Plastikfolien für 14 Tage selbstgemalte oder geklebte Gesichterbilder. Entstanden waren diese auf großen DIN A1-Bögen gemalten Bilder im Verlauf einer fast 9monatigen Vorbereitungszeit. Initiiert wurde diese besondere Ausstellung von dem Sonderschullehrer Jörg Rinninsland. Er hatte im kunsttherapeutisch orientierten Unterricht der Krankenhausschule Rehabilitanden und Patienten aufgefordert, Gesichter zu malen. Zudem lud er alle Mitarbeiter des Hegau-Jugendwerks ein, ebenfalls Gesichter zu malen.

Eine Auswahl von 36 Gesichtern wurde 2003 erstmals als die Ausstellung Gesichterpaare gezeigt.

Jeder sollte einfach drauf los malen, gerade so, wie er konnte oder wollte. Die großen Papierbögen stellte eine Druckerei zur Verfügung. Vom 14. bis zum 28. März 1999 waren schließlich 100 der über 130 entstandenen Werke zu sehen, die 62 Kunstschaffende nach den verschiedensten Gestaltungsprinzipien geschaffen hatten.

Beeindruckend war die große Vielfalt der Techniken, Stimmungen und Botschaften, die für die einzigartige Individualität eines jeden Menschen sprachen. Diese Botschaft der Kunst-Aktion galt ganz allgemein und auch über die formale Grenze zwischen Therapeut und Rehabilitand hinweg. Ganz bewusst präsentierte Rinninsland die Bilder ohne die Namen ihrer Schöpfer. Es gelang dadurch auch "Insidern" nicht, die Werke der scheinbar gesunden und unbeeinträchtigten Mitarbeiter von denen der Rehabilitanden zu unterscheiden, die auf Grund schwerer Schädel-Hirn-Verletzungen teilweise tiefgreifende Störungen und Beeinträchtigungen von Motorik, Sprache, Gedächtnis und/oder vielem mehr erlitten haben.

 

Für 14 Tage verwandelten die großen Plakate das weitläufige Gelände des Hegau-Jugendwerks in einen spannenden Parcours voller Farben, Befindlichkeiten und Ideen. Die alltäglichen Wege der Mitarbeiter wie der Rehabilitanden wurden dadurch von ihnen neu erlebt. Die Präsentation von Kunstwerken außerhalb von Galerien und Foyers war von Rinninsland beabsichtigt und sollte alltäglichen Trott und Routine stören.

Auf diesem Weg gelang vielleicht nicht nur bei externen Besuchern ein erneutes Nachdenken darüber, ob nicht alle Menschen irgendwo und irgendwie behindert sind - oder positiv formuliert, ob wir nicht alle unsere Fähigkeiten und starken Seiten haben.






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